Raumvorstellung

Räumliches Vorstellungsvermögen ist insbesondere in der Architektur eine bedeutende Voraussetzung. Durch unsere Forschungen hierzu mit umfangreichen Tests der Studierenden wurde festgestellt, dass eine entsprechende Lehre der Darstellenden Geometrie zu einer Förderung des Raumvorstellungsvermögens entscheidend beitragen kann.

Räumliches Vorstellungsvermögen ist neben Wortverständnis, Auffassungsgabe oder logischem Denken einer der Hauptfaktoren menschlicher Intelligenz. Es wird von frühester Kindheit an ausgebildet. Ursachen für ihre unterschiedlich starke Ausprägung werden von verschiedenen Wissenschaftlern in der Sozialisation sowie genetischen Einflüssen gesehen. Forscher fanden in einer Vielzahl von Untersuchungen heraus, daß Jungen bzw. Männer in der Regel ein besseres Raumvorstellungsvermögen haben als Mädchen bzw. Frauen.

Seit WS 94/95 führten wir Raumvorstellungstests an der Technischen Universität Kaiserslautern unter Erstsemester Studierenden (insbesondere der Architektur und Bauingenieurwesen mittels standardisierte Tests (Mental Rotation Test und Mental Cutting Test) und Hintergrundfragebogen durch. 

Die Auswertung der Tests (Pretest vor der Grundlagenveranstaltung in Darstellender Geometrie sowie Posttest am Ende der Lehrveranstaltung) ergab ein generell besseres Abschneiden der männlichen gegenüber den weiblichen Studierenden sowie eine Verbesserung des räumlichen Vorstellungsvermögens durch entsprechende Förderung, sei es durch eine vorhergehende Ausbildung oder durch spezielle Vorlesungen und Übungen.

Vergleiche mit Tests der Studierenden der Mathematik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen belegten die Fördermöglichkeiten.

Die Forschungen wurden zum Teil in internationalen Kooperationen mit der Polytechnika Krakowska, Polen, der Michigan Technological University, USA, der University of Tokyo, Japan, ZHAW Winterthur/ETH Zürich, Schweiz durchgeführt. 

Ausgewählte Publikationen:

Cornelie Leopold: Förderung des räumlichen Denkens durch Architekturgeometrie / Fostering Spatial Abilities with Architectural Geometry. In: Andri Gerber (Hg.): Räumliches Vorstellungsvermögen trainieren. Ein Arbeitsbuch für Architekturstudierende / Training Spatial Abilities. A Workbook for Students of Architecture. Birkhäuser, Basel 2020, pp. 42-45.

Cornelie Leopold: Analysen zur Raumvorstellung und ihre Rolle in den Ingenieurwissenschaften. Internationale Vergleiche unter Genderaspekten. In: Renate Motzer (Hrsg.): Mathematik und Gender. Verlag Franzbecker Hildesheim 2013, 16-27.

C. Leopold: Geometry Education for Developing Spatial Visualisaton Abilities of Engineering Students. Conference Proceedings of the International Conference on Engineering Education. Politechnika Slaska, Gliwice, Polen, 2005, ISBN 15623580 und Biuletyn. The Journal of Polish Society for Geometry and Engineering Graphics. Volume 15 (2005), 39-45

C. Leopold / R. Gòrska / S. Sorby: International Experiences in Developing the Spatial Visualization Abilities of Engineering Students. Journal for Geometry and Graphics, Volume 5 (2001), No. 1, 81-91

R. Gòrska / C.Leopold / S. Sorby / K. Shiina: International Comparisons of Gender Differences in Spatial Visualization and the Effect of Graphics Instruction on the Development of these Skills. Proceedings of 8th ICECGDG, 31. Juli - 03. August 1998, Austin, Texas, USA, 261-266

R. Gòrska / S. Sorby / C. Leopold: Gender Differences in Visualization Skills - An International Perspective. The Engineering Design Graphics Journal. Autumn 1998, Volume 62, Number 3, 9-18